Streit? Kultur? Cup!
(Vor allem) Constanze Keck und (ein bisschen) Justus Raimann über den SK-Cup 2019
Nach
der ersten Campusdebatte und den Herbstdebatten im November ging es
für die Tübinger Streitkultur nach einer kurzen Verschnaufpause
über die Weihnachtszeit gleich weiter mit der Turnierorganisation.
Am
Wochenende des 19./20. Januars fand der Streitkultur-Cup statt, der
ein besonderes Alleinstellungsmerkmal mit sich bringt. Notizen sind
hier nicht erlaubt und da keine Blätter vorne arrangiert werden
müssen, kann daher auch gleich noch auf das Rednerpult verzichtet
werden. Einerseits eine spannende Herausforderung, andererseits ein
besonderes Vergnügen, das sich 18 Teams nicht nehmen ließen. Und so
begaben sich die Redner am Samstagmorgen in den Brechtbau, dem wohl
leider tristesten Gebäude, das die ansonsten so schöne Stadt zu
bieten hat.
Ist
Gewalt in Ländern mit massiver Frauendiskriminierung ein legitimes
Mittel der feministischen Bewegung? Die erste Motion brachte auch den
letzten müden Kopf auf Betriebstemperatur. Nach der Warmlaufrunde
ging es im doppelten Sinne sportlich weiter. Die zweite Vorrunde
beschäftigte sich mit der kurzzeitigen Leistungssteigerung der
Motoren beim Formula E Rennsport, die durch einen Fanboost bei
auserwählten Fahrern möglich ist. Nach dieser Vorrunde, die in
manchen Reden nur so von Mario Kart Vergleichen strotzte, zog mit der
letzten Vorrunde der Ernst wieder ein. Es galt, für oder gegen die
schmerzlose Eliminierung einer zufälligen Hälfte der
Weltbevölkerung zu argumentieren. Harte Kost für den frühen Abend,
die das Potential für emotionalen Tiefgang hatte.
Damit
aber niemandem zu schwer zu Mute werden konnte, ging es danach ins
Schlosscafé zum Abendessen, um sich den erheiternden Seiten des
Lebens zu widmen: genug Essen und noch mehr Bier in gemütlicher
Atmosphäre. Alternativ sind Cocktails natürlich auch in Ordnung.
Am
nächsten Morgen standen die Halbfinals auf dem Plan, die sich wieder
politischeren Motiven zuwandten. Ob Deutschland Volksentscheide auf
Bundesebene einführen sollte entschied über den Finalbreak. Im
Finale standen sich Chaos Klothos Lachesis aus Tübingen/Stuttgart
und Cadavre Exquis aus Heidelberg gegenüber. Auch hier blieb es
politisch, dieses Mal allerdings mit Fokus auf die USA. Der zu diesem
Zeitpunkt noch anhaltende Shutdown der USA wurde aufgegriffen und die
Frage debattiert, ob die Demokraten im Mauerstreit einlenken sollten.
Diese Debatte und somit den Streitkultur-Cup konnte das Team aus
Tübingen/Stuttgart für sich entscheiden, der Publikumspreis für
die beste Rede ging an Christoph Saß aus Münster.
Auch
wenn wir uns die sportliche Seite des Streitkultur-Cups ansehen,
bleiben wir bei Christoph Saß. Er führt mit mittlerweile 90 Punkten
unangefochten bei den Einzelrednern. Weit hinter ihm finden sich
Samuel Scheuer, Anton Leicht und Sven Jentzsch. Sollte Christoph in
dieser Form bleiben, scheint ihm der Preis als bester Einzelredner
fast schon sicher.
Bei
den Clubs sieht das ganze deutlich spannender aus. Tübingen hat
durch anteilige Siege den Abstand zu Münster geschlossen, und die
beiden Clubs teilen sich nun den ersten Platz. Der Abstand zum
dritten Platz, der Rederei, ist mit 22 Punkten doch recht beachtlich.
Andererseits ist das nichts, was ein Turniersieg nicht überbrücken
könnte. Die Rederei konnte insgesamt mit 19 Punkten durch den
Streitkultur-Cup den größten Zuwachs verbuchen. Damit ziehen die
Heidelberger*innen an insgesamt 6 Clubs vorbei, während der Rest des
Felds großteils stagnant bleibt. Allein Mainz kann mit 8 Punkten
etwas Bewegung ins Feld bringen, während Hamburg, Dresden, Würzburg
und Göttingen keinerlei Punkte gewinnen konnten. Frankfurt und
Berlin bleiben nicht auf der Stelle stehen, jedoch sind 2 und
respektive 3 Punkte kein sonderlich rasantes Wachstum. Stuttgart
gewinnt mit 9 Punkten sogar mehr als Mainz, allerdings sind dies die
ersten Punkte der Saison für sie, wodurch sie sich noch recht am
Ende der Tabelle auf dem geteilten zehnten Platz bei Göttingen
einreihen. Das Feld trennt sich nun etwas deutlicher als zuvor, aber
noch ist nichts entschieden...