Die Deutschsprachige Debattierliga (DDL) ist der Zusammenschluss dezentral organisierter Debattierturniere im deutschsprachigen Raum zu einem gemeinsamen ganzjährigen Wettbewerb. Gewertet werden die Leistungen von Clubs, Rednern und Juroren.
Das Regelwerk der DDL findet sich hier, Kontaktaufnahme mit den Koordinatoren Mareike Steiner und Justus Raimann ist jederzeit per E-Mail möglich.

Samstag, 16. Dezember 2017

Von waffeln, singenden Sternchen und Dystopien: Der Traditionscup im schwarzen Walde

“Find what you love and let it kill you.” Ausschließlich diese banale Lebensweisheit kann einen auf die völlig bescheuerte Idee bringen, von Hamburg aus mit dem Nachtzug 11 Stunden nach Freiburg zu fahren. Dort 34 Stunden Turnier zu erleben. Um dann mit dem Nachtzug zurück, 13 Stunden nach Hamburg zu fahren. 
Hat es sich gelohnt?
Auf jeden Fall.
Was uns fröhliche Debattierer dort nämlich erwartete waren spannende, kontroverse Themen über Leben und Tod, Waffeln, Freunde die die Waffeln im Herzen trugen, und ein allgemein exzellent organisiertes Turnier. Und natürlich ein episches musikalisches Duell der Stars.

Bereits am frühen Morgen erwarteten die Chefjuroren, dass wir uns emotional in das Mindset eine Diktators hineinversetzten. (DH, als Kim Jong Un, würde Nordkoreas Atomwaffen aufgeben, wenn im Gegenzug die wesentlichen Sanktionen gegen Nordkorea aufgehoben würden.) Vielleicht nicht die dümmste Aufgabenstellung bei akutem Schlafmangel. Was auf jeden Fall half waren freundliche Mitdebattanten, die nochmal kurz die Zusammenhänge des komplexen Problems dahinter erklärten ("Atomraketen kann man nicht aus Legos bauen.”) Die Chefjuroren - Marius, der einmalige Jannis und Samuel Scheuer der sein Début machte-hatten sich für diesen Cup eine Innovation ausgedacht: Das Motion Debriefing (http://www.achteminute.de/20171122/motion-debriefings-was-sie-sollen-und-koennen/). Hierbei skizzierten die Chefjuroren mögliche Strategien, die Teams annehmen könnten. Ob sich diese internationale Mode nun auch auf deutschen Turnieren durchsetzten wird, wird sich zeigen. Die Stimmen auf der Achten Minute schienen eher gemischter Natur zu sein. Ob wir von der DDL einen Trend weg von mehr Keksen, hin zu mehr Inhaltsreflexion wirklich gutheißen können, sei mal dahingestellt. Wie um sich für diese ganzen Inhalten zu entschuldigen, haben uns die Chefjuroren indes mit wunderbaren Fake-Themen versorgt, most notably: DH als Nicki Minaj bereut die Industrialisierung. Thematisch nicht zu weit entfernt von Diktatoren ging es in der zweiten Runde weiter mit Rechten und Pflichten von Mütter und Vätern. (DHW werdenden Eltern erlauben, die Mutter- bzw. Vaterschaft in dem Zeitraum, in dem eine Abtreibung möglich ist, aufzugeben.) Und auch die dritte Runde ging dystopisch weiter. Samuel frug sich anscheinend: “Hat das mit dem Kinder kriegen überhaupt einen Sinn?” und gab die Frage mal direkt ans Plenum weiter. (Es existiert ein höchst ansteckender Virus, der 95% seiner Opfer unfruchtbar macht. Die Kinder der 5% der Infizierten, die nicht unfruchtbar werden, sind immun gegen den Virus. Der Virus wurde weltweit freigesetzt. Ihr seid die einzigen, die ihn noch aufhalten können; DHW den Virus nicht aufhalten.) Wir als Regierung stellten klar fest, dass wir sowieso zu viele von diesen Schreidinger haben und die neue Goldene Generation, die dann kommt und viel ruhiger, verantwortungsvoller und gebildeter ist als alles was wir gerade haben. Was sollen Oppositionen auch schon gegen so gut gepflegte Misanthropie sagen?

Während die zwanzig Teams auf dem Turnier fleißig bewiesen haben, dass sie in jedem Themengebiet in der Lage sind auch ohne Sachverstand zu klugscheißen, so stellte sich indes auf der Party heraus, dass da noch Nachholbedarf in musischen Fächern ist. Das Singstar-Duell von Münster und der Rederei zeigte noch einiges an Lücken auf in Sache musikalischer Begabung. (Lukas: “Hier geht es zur Sofa-Lounge und im Stockwerk drüber findet ihr den Singstar-Raum.”, Anna: “Singstar!!”, Jakobus: “Anna, das ist jetzt nicht dein Ernst?”) Auch wenn Jakobus natürlich eine wunderbare Singstimme hat - war er nicht in der Lage das Programm glücklich zu machen, im Gegensatz zu Christoph, der die Münsteraner Ehre zusammen mit Phillip, Anton und Johannes glorreich verteidigte. Nur gut dass Anna da war, sonst wäre die Rederei komplett untergegangen -aber auch sie konnte das Schiff nicht retten und so ging es 3-1 für Münster aus. 
Generationenwechsel können in der Tat schmerzhaft sein
Aber mal was anderes. Wusstet ihr, dass Schlafmangel auf einem Turnier nicht von selbst verschwindet? Meine Übermüdung konnten wir am nächsten Tag erst an IS-Kämpfern auslassen (DHG, dass humanitäre NGOs ISIS-Kämpfer nicht medizinisch behandeln sollten.) - Moral ist was für Schwächlinge - und dann im Finale an Trump. (DH als Führungsriege der Republikanischen Partei würde geschlossen, offensiv und öffentlich Politik gegen Donald Trump machen.) - Warum sollten wir uns unsere schöne Partei von einer Orange kaputt machen lassen?
Nachdem yours truly sich mit einem 2-2-1 Split gegen die herausragend schlagfertige Lara und einer fantastischen Schlussrede von Christof geschlagen geben musste, gab es trotzdem für einen Robodino in Ritterrüstung einen Pokal. Samuel fand den Preis für die beste Rede sollte dieses Mal an den besten Redner des Turniers und nicht des Finales gehen. Ein verdatterter Julius wollte das schon zurückweisen. Aber Lennart kannte die richtig Worte: “Wenn dir jemand einen Pokal gibt, hinterfragt man das nicht.” Er muss es ja wissen. Auch die Juroren gingen wie es neuerdings guter Brauch ist nicht leer aus: Für hervorragende Jurierleistungen während des Turniers wurden Hendrik Sannwald, Sabine Wilke sowie Lennart Lokstein ausgezeichnet.

Alles in einem hat sich der darauf folgende Schlafmangel und die lange Anfahrt gelohnt. Einen besonderen Dank gilt der Orga- und das nicht nur weil sie genug Geduld hatten um mir, die ich nicht einmal oder zweimal- sondern dreimal Dinge irgendwo liegen lassen habe, diese hinterher zu tragen.


Nun schauen wir uns mal an die sich die Tabelle entwickelt. Durch die vielen mixed Teams auf der Tabellenspitze sind die Punkte relativ gleichmäßig verteilt. Die Streitkultur, die BDU und Münster bilden langsam einen Abstand vom Rest und teilen die Plätze auf dem Treppchen unter sich. Ob Heidelberg sie noch einholen kann? Vielleicht eher die One-Man-Show Johannes Meiborg? Spannend bleibt’s! Die Entwicklungszusammenarbeit der Tübinger mit Konstanz scheint sich langsam auszuzahlen, während (fast) alle Hanseaten von den Reisen in den Süden wenig begeistert zu sein scheinen. Immerhin verteidigt eure Koordinatorin den Platz auf der Tabelle.


Johannes erkämpft sich den obersten Platz auf der Rednertabelle, aber noch kann er überholt werden. Rednertabelle? Aber es sind schon 42% Frauen im Top 20! Über diese Entwicklung können wir uns alle freuen, insbesondere Münster und die BDU, die besonders viele starke Debattiererinnen stellen.

Als nächstes kommt der Bericht über das Nikolausturnier. Keine Sorge, der wird in den nächsten Tagen online gestellt!

Sonntag, 3. Dezember 2017

Die Heidelberg Saga, Teil 2: Exklusiv: EINBLICK HINTER DIE KULISSEN

Organisatoren und Helfer sind bekanntlich die glamourösen Stars eines jeden Turniers. Aber wie ticken sie wirklich? Eure DDL-Koordinatorin deckt auf.

“Meinst du, wir haben genug Melonenschnaps?” “Wir haben 5 Liter. Natürlich ist das genug.” “Aber wenn jeder 4 Shots trinkt, reicht das niemals für Alle.” “Wer um Himmels Willen trinkt denn bitteschön 4 Shots Melonenschnaps??!” “Ich zum Beispiel.” “Du bist nun wirklich nicht der Maßstab.” “Du bist selber nicht der Maßstab!”

Diese und ähnlich schlagfertige Perlen der argumentativen Kunst hatte ich das Privileg aus dem Munde der fleißigen Rederei-Organisatoren und Helfern zu hören. Jakobus, Anna und Tim suchten dieses Jahr nach einer guten Ausrede um möglichst viele Freunde einzuladen. Nach dem Motto “Was der DCH kann, können wir schon lange. Natürlich kriegen wir auch ein Zweitagesturnier auf die Reihe!” organisierten sie zum ersten Mal ein zweitägiges Turnier.

So folgten Anfang November 12 Teams ihren Ruf nach Heidelberg um gemeinsam ein wunderbares Wochenende zu verbringen und das Traditionsturnier HeidelBÄM am Neckar zu begehen. Ich vermute sie haben da debattiert. So genau weiß ich das aber nicht. Ich muss mich da auf Hörensagen verlassen. Für euch, werte Leser, habe ich als undercover DDL-Koordinatorin versucht, aus erster Hand herauszufinden, was DDL-Turnier -Organisatoren da eigentlich den ganzen Tag machen. Was ich herausfand war schockierend. Hinter dem glamourösen Image steckt in Wahrheit: HARTE ARBEIT?!?

Lange Stunden harter Arbeit investierten unsere Organisatoren zunächst einmal im Vorfeld des Turniers; endlos lange Diskussionen, ob nun Essen oder Socials wichtiger sind, mussten geführt werden (was glaubst du, werter Leser?). Und plötzlich waren sie dann da, die Freunde auf die sie sich die ganz Zeit gefreut haben und für die sie Mühen investiert haben. Urplötzlich verwandelten die sich aber in eine graue Masse aus der nur die bunten Klamotten der Münsteraner so richtig herausstachen. Was übrig bleibt ist eine Horde an Debattierern die Essen. Essen. Kekse vernichten, Becher umwerfen, ach ne das war ich.- Und für die mussten wir Sport machen, in einem Wettlauf gegen die Zeit. Ab 8 hatten wir eine halbe Stunde Zeit um die Räume aufzubauen (mit freundlicher Hilfe von berliner Seite, danke Moritz :)), das Frühstück aufzubereiten, die Anmeldeliste zum Tabmaster zu bringen. (NIE WIEDER EIN TABRAUM IM OBERSTEN STOCKWERK!!) Menschen zu zählen, (“Kann noch Jemand Kaffee ma-“) plötzlich geht es auch schon los. Während die Redner versuchen, sich über Homöopathie Gedanken zu machen, versuchen wir Helfer uns in der noblen Kunst der Safe-Knackens: Der Beamer funktioniert nicht. Unsere Mission: Besorge die Fernbedienung aus der verschlossenen Truhe mit Zahlenschloss. Wusstet ihr, dass man bei einem Zahlenschloss einfach so lange drehen kann bis es sich öffnet? Also wenn du 40 Minuten drehst zum Beispiel. Time well spent. Schon war es Zeit, als Runner Juroren zu nerven. (“Müsst ihr jetzt noch lange die Punkte in der Linken Kategorie des dritten freien Redners besprechen?” “Ja. Und es geht bestimmt schneller wenn du dabei nervst.” Pah. Auf der DDM haben wir noch über 10 Punkte gemittelt!)

In der zweiten Runden dachten Redner und Juroren über die großen Fragen von Religion und Staat nach. Wir über das Mittagessen. (Das vegane Essen war besser als das normale. Das hat Anna doch absichtlich gemacht!) Außerdem frugen wir uns, wie man bei dem wunderbaren Wetter Menschen auf die Terrasse kriegt. (“Wir sagen ihnen einfach, dass sie in Abwesenheit einer Tür hier durch das Fenster klettern sollen.” “Und dann kommt die Polizei und raided das Debattierturnier.” ”Naja deswegen sind wir ja auch der lustige und nicht der organisierte Club Heidelbergs.”)

Während die Redner in der dritten Runde in die tiefen Eingeweide der Rechtsphilosophie eintauchten, widmeten wir uns den Keksen. Kaum hatte die Aufpasserin Anna sich aus dem Staub gemacht um sinnvolle Dinge zu tun, machten die übrigen Redereibienen sich daran Kekse zu vernichten. (“Und was wenn Anna wissen will wo die Kekspackung abgeblieben ist?!” “Dann sagen wir ihr die Keks-Ninjas sind gekommen. Sie kamen quasi aus dem Nichts und haben uns überwältigt. Und dann sind sie wieder abgehauen… mit dem Keksen.” “Gut. But we gotta get our story straight, wir müssen uns darauf einigen aus welchem Fenster sie geflohen sind.” “Ja. Sonst wirkt das verdächtig”)

Während die Teilnehmer noch überlegten wie man das Deutsche Nationalgefühl hinbiegen könnte, mussten wir in windeseile eine Unmenge an Brote schmieren. Aufräumen, wischen, hoffen, dass die Hausmeister uns nicht frühzeitig rausschmeißen. Kaum waren die Redner fertig, mussten wir sie nach einem kurzen Happen am liebevoll organisierten Buffet, auch schon schweren Herzens aus dem Gebäude werfen, weil es eben nicht anders ging. Nachdem wir alles aufgeräumt und abgewischt hatten, machten wir uns schließlich doch noch auf auf den Weg zu Party und konnten zum ersten Mal an diesem Tag mit den Teilnehmern reden. Ihre Gesichter waren müde aber glücklich. Die Mühe hatte sich gelohnt.

Melonenschnaps wurde fleißig getrunken. Mehr als vier Shots von einigen. Und trotzdem reichte er für alle.

Zwei Tübinger Teams schafften es in das Halbfinale, wurden aber von den bunten münsteraner Damen und dem DCH-Team aufgehalten. Diese standen sich dann in einem furiosen Finale gegenüber. Ergänzt wurde das Finale durch die zwei alten Tübingerhasen Jan und Lennart und durch Jungtalent Viet Hoang Nguyen, der auch sonst mit einem bemerkenswerten 48-Punkte-Schnitt auffiel. Im Finale konnten Johannes, Bene und Angélique die Juroren erfolgreich von einem Selbstauflösungsrecht für den Bundestag überzeugen. Dafür haben sie sogar einen (echten) Blumentopf bekommen.

Besonders aussagekräftig ist die Tabelle nach dem zweiten Turnier noch immer nicht. Eine erfreulich Tendenz lies sich im Tab des Heidelbäms aber feststellen: Durch die münsteraner Damen und Sabine war die Spitze des Tabs dort angemessen weiblich. Weiter so! Das lässt sich auch auf der Rednertabelle bemerken, auf der nun immerhin Platz 10-14 nur von Frauen belegt werden.


Die Teamtabelle dominieren weiterhin bekannte Gesichter. Weiterhin dabei ist die Hansenberger Schule, die sich wacker auf Platz 5 hält und Johannes hat als einsamer Ritter immerhin schon Platz 7 für Bamberg erkämpfen können. Respekt!


("Glaubst du nicht, dass ein Schlussatz fehlt?" "So very proud to propose!" "Das sollte reichen")

Dienstag, 31. Oktober 2017

Die Heidelberg-Saga: Teil 1

Moin moin, Debattierfreunde!
Der eine oder andere DDL-Fan mag sich gefragt haben, wo denn der Bericht zum Wahlwochenende/Saisonauftakt bleibt. Nun, schon die Politiker hatten klar gemacht, dass sie mit den Sondierungsgesprächen erst nach der Landtagswahl in Niedersachsen beginnen würden. Dem schlossen sich die DDL-Koordinatoren aus Solidarität an und warteten bis nach der Wahl ab*. Aber nicht verzweifeln, der Bericht, die Tabelle und ein schöner Dino sind jetzt online! * Die Behebung eventueller Lücken in dieser Argumentation sei dem Lesenden als Hausaufgabe überlassen. Mensch, Heidelberg, die dortigen Debattanten enttäuschen nie! Da wundert es mich nicht, dass einige Leute ihr Herz dort verloren haben. Dieses Jahr entschieden junge Mitglieder des DC Heidelberg, nämlich Lisa Weck, Markus Baldermann und Angélique Herrler, dass sie doch mal die Saison eröffnen könnten. Zügig holten sie sich Sabrina Effenberger und Jan Ehlert für die Chefjury, packten sie in einem Tabraum mit Nina Bieber und der Rest ist bekanntlich Geschichte. “El Coordinador” war vor Ort und jurierte mit strengem Blick aber Freude im Herzen, da er endlich diese “Neue” Jurierskala ausprobieren konnte. Ganz besonders war dieses Mal, dass Jurierende unter sich die zwei besten Juroren des Turniers wählen konnten. Jakobus Jaspersen und ein gewisser "LM" bekamen die meisten Stimmen und durften schicke neue Medaillen nach Hause mitnehmen. Eine solche Würdigung der Jurierleistung finden wir natürlich sehr begrüßenswert.
Ich kann jurieren UND Dinosaurier malen. Das hat schon eine Medaille verdient.

Donald Trumps Twitter-Tiraden (“Wir brauchen einen Trump-Detox”), Die PARTEI (“Denn sie ist sehr gut”), Nordkorea-Sanktionen (Leider kein lustiges Zitat) und Jury Nullification (“Sind auch Debattier-Juroren betroffen?”) waren die Streitthemen der Vorrunden. Im Halbfinale ging es um die Bildung einer jüdischen Armee und im Finale über Kunst. Der Sieger, die Streitkultur, mag im ersten Moment kaum überraschend klingen, hatte aber einige junge Mitglieder im Team. Was gab es noch so am Rande? Euer Coordinador setzte sich mit alten Menschen zusammen (was er selbst definitiv nicht ist) und hörte sich alte Anekdoten über die DDL an; es wurde Spekulatius angeboten, obwohl es September war. Gab es noch was? Achja, die Wahl! Unser Austragungsort war sogar am Sonntag ein Wahllokal! Was kam dabei raus? Hier nochmal die Ergebnisse: FDP: 33,3 % Grüne: 28,6 % DIE LINKE: 23,8 % Die PARTEI: 9 % SPD: <5 % Ein durchaus sehr überraschendes Ergebnis, eines das aber die Koalitionsverhandlungen… Moment mal, das war nicht das Wahlergebnis, das ist nur das Ergebnis einer Umfrage unter den Turnierteilnehmenden! Über die Repräsentativität des Debattiervolkes könnt ihr euch eure eigenen Witze überlegen. Lasst uns lieber über andere Ergebnisse sprechen, beispielweise die Tabelle:
Nach einem einzigen Turnier gibt es nicht Vieles zu besprechen, aber Einiges kann einem auffallen. Durch die vielen mixed Teams sind die meisten Punkte relativ gleichmäßig verteilt; rechnet also mit starken Schwankungen nach dem nächsten Turnier. Als Rückkehrer begrüßen wir das Team der Schule Hansenberg, die es in den Top 10 schafften und einen Redner im Top 20 stellten!
Es lohnt sich auch einen Blick auf die Jurorenpunkte zu werfen: Durch geschickte Breaks und eine übererfüllte Quote besteht bereits jetzt ein Gesunder Abstand zwischen dem Sieger und dem Finalisten. Unterschätzt also nicht die Macht der Juroren, sie gewinnen euch im Zweifel die Liga! Wer daran zweifelt, soll sich die Tabelle der vergangenen Saison anschauen.

Die Redner*innen-Tabelle bringt viele bekannte Gesichter, aber auch der Nachwuchs hat es geschafft. Wie sich die Punkte entwickeln, bleibt noch spannend. Spannend bleibt auch, ob diese Saison vier statt drei Turnierergebnisse für die Redner*innen-Tabelle zählen. Dafür müssen aber mehr Turniere als vergangene Saison stattfinden. Ob groß oder klein, jedes Turnier mögen wir. Nächstes Wochenende wird die Heidelberg-Turnierreihe mit dem HeidelBÄM! fortgeführt. Ob es wieder Melonenschnaps gibt, werden wir bald herausfinden. Stay tuned for Heidelberg Saga Part 2: Debating Boogaloo!

Montag, 31. Juli 2017

Saisonabschluss in Greifswald: Der Boddencup

So geht es vorüber, das Debattierjahr: Gerade erst in Freiburg gewesen und schon ist die Saison wieder vorbei. Der Boddencup erlangte in diesem Jahr wieder seine über Jahre eingeübte Position als letztes Turnier der Saison zurück.

Zunächst einmal zu den Rahmendaten: Der Boddencup findet in Greifswald nahe des Greifswalder Boddens (einem Flachgewässer-Ausläufer der Ostsee) statt, tief im Nordosten von McPomm. Greifswald ist eine alte Hansestadt mit einigen bildhübschen Ecken, insbesondere nahe des in die Ostsee laufenden Flusses Ryck. Die Universität Greifswald ist schon sehr alt, so wie auch der Debattierclub Greifswald, der zu den ältesten in Deutschland gehört.

Die Unterbringung beim Boddencup ist berühmt-berüchtigt für ihre Rustikalität, aber auch ihren besonderen Flair. Die DDL-Koordinatoren durften Vorlieb nehmen mit einer Pfadfinderunterkunft (mit eigener Dusche!). Andere Turnierteilnehmer mussten sich morgens zum „Duschdienst“ an zentraler Stelle einfinden. Das Turnier mit seinen fünf Vorrunden und Halbfinale fand in der Germanistik statt, das Finale in einer Art Disko zwischen Schrebergärten weiter außerhalb.
Am Freitagabend versammelten sich alle Turnierteilnehmer zunächst noch in einer Bar am Fuße des Greifswalder Doms.

Nach einer unser Wahrnehmung nach allseits geruhsamen Nacht folgten am Samstagmorgen das Frühstück und die ersten Vorrunden. Etwas überraschend für alle: Eigenes Mittagessen gab es nicht, dafür Brötchen in allen Formen und Farben mit Pesto, Bierwurst, Käse, Marmelade, etc. oder auch Kombinationen derselben. Die Berliner Dominanz der letzten Jahre war dieses Jahr weniger stark ausgeprägt als gewohnt, aber insgesamt doch 4 BDU-Teams traten an.

Abends ging es dann mit Autotransfer zum Grillen (keine Brötchen!) an den Strand, einige Debattierer (darunter ein DDL-Koordinator!) stürzten sich in die (weitgehend flachen) Fluten. Der DC Greifswald leistete auch hier (wie das ganze Turnier über) einen großartigen Job in Sachen Gastfreundschaft und lasen fast alle Wünsche von den Lippen ab. Wiederum per Privatautotransfer schloss sich an den Strandabend noch eine Clubnacht im sehr studentischen Greifswalder „Mensaclub”.

Am Morgen des Sonntags fand noch die fünfte Vorrunde und anschließend das Halbfinale statt. Parallel zum Gepäcktransport per Auto legte der zuschauende Teil des Teilnehmerfeldes den Weg zur Finaldisko zu Fuß zurück.

Insgesamt ein wunderbarer Wiedereinstand des Boddencups mit großartigen Greifswalder Debattierern und vielen schönen Orten, bei dem eventuell das etwas einseitige Essensangebot den Samtag über verbessert werden könnte.

Mit dem Boddencup endete auch die aktuelle Saison der DDL, dazu mehr im Abschlussartikel.

Nun ersteinmal die Ergebnisse aus Greifswald, die gleichzeitig auch den Endpunktestand der DDL ergeben:

Clubtabelle nach dem Boddencup, Punktezusammensetzung aus Gründen der Kompaktheit weggelassen
Das Turnier gewinnt der Vorjahressieger Göttingen, der in dieser Saison weitgehend unauffällig geblieben ist (außer, dass er der Heimatclub der Koordinatoren ist, natürlich…). Die dadurch gewonnenen 20 Punkte können aber höchstens kosmetische Korrekturen an der Tabelle vornehmen. Hamburg sichert sich durch den Halbfinaleinzug und das Nicht-Gewinnen des BDU-Teams im Finale den DDL-Sieg, Berlin knapp dahinter. Münster erobert auf den letzten Metern noch die Bronzemedaille. Herzlichen Glückwunsch!

Einzelrednertabelle nach dem Boddencup, damit gleichzeitig DDL-Endstand
Im Einzelrednerranking belegt, wie schon vorher klar war, Sabrina Effenberger mit grandiosen 90/90 Punkten Platz 1 in der Einzelwertung. Durch seine Platzierung an der Tabellenspitze beim Boddencup kann Christoph Saß nun noch zu Jakobus Jaspersen aufschließen, die zusammen Platz 2 belegen. Die Heidelberger Rederei ist als Club an der Spitze am stärksten vertreten, dahinter folgt eine bunte Mischung verschiedenster Clubs. Die Top 20 sind wieder tendenziell männlich dominiert, aber immerhin liegt die Frauenquote schon bei 25%. Da geht noch mehr, Sabrina macht es vor!

Damit ist das Punktesammeln in der DDL-Saison nun abgeschlossen, im folgenden Abschlussartikel blicken wir noch einmal auf die Saison zurück und werten einige Statistiken aus.

Montag, 10. Juli 2017

Reden wie Beethoven -- Der Redhoven-Cup in Bonn

Zwei Fragen möchte dieser Artikel zunächst einmal klären:
  1. Hä??!? „Redhoven“? Versteh' ich nicht…
  2. Was dauert da eigentlich immer so lange mit den Artikeln?
Zum ersten Punkt: Aus Sicht der hier schreibenden Koordinatoren ist der Turniertitel eine Anspielung auf den 1770 in der Rheinmetropole geborenen Komponisten Beethoven, der bis zu seinem Umzug nach Wien dort wirkte. (Gemäß des alten Witzes locken die Österreicher ja stets die besten deutschen Komponisten zu sich und schicken im Gegenzug… Ihr wisst schon.)
Kombiniert man nun den Komponisten mit der einem Debattierturnier eigenen Betätigung des „Redens“, erhält man „Redhoven“, ganz einfach.

Andere Turniere könnten sich hiervon inspirieren lassen: Wie wäre es mit dem besonders gefühlsbetonten „Emozartcup“ in Wien, dem BPS-Turnier „Bachclash-Cup“ in Leipzig oder den „Haydnlärmdebatten“, die wahrscheinlich ein OPD-Turnier wären.

Der Namensgeber des Turniers während seiner 15 Minuten Vorbereitungszeit: „Hmm… Bringe ich das Argument in Dur oder in Moll?“

Zur zweiten Frage: Zunächst einmal sind wir natürlich auch mal mehr oder weniger beschäftigt neben der Koordinatorentätigkeit. So kommt es mitunter vor, dass die Ermittelung der Ergebnisse und das Schreiben dieses Artikels einige Tage liegen bleiben.
Zu unserer Ehrenrettung sei aber hinzugefügt, dass wir durch die Einführung der Jurierpunkte im Vergleich zu früheren Saisons auch deutlich mehr Daten einholen müssen, nämlich alle gebreakten und angetretenen Juroren, was aus den normalen Tabs ja nicht hervorgeht. Der Postwechsel diesbezüglich dauert auch nicht selten seine Zeit. Wir hoffen, es wird sich immer weiter ins Bewusstsein einnisten, dass die DDL auch diese Daten vollständig braucht.

Stimmen von teilgenommenhabenden Personen loben den Redhovencup als hervorragend organisiert mit einer minutiösen Einhaltung des Zeitplans, selbstgekochtem Essen mit Tomatensuppe und Tsatsiki-Kartoffeln. Insbesondere das abendliche Social direkt am Rhein begeisterte.
Sportlich zeichnete sich auch der Redhovencup durch ein sehr starkes Teilnehmerfeld aus, darunter das schon vom Streitkultur-Cup bekannte Debattierkombinat Haffert². Wie im Artikel der Achten Minute schon festgestellt, gab es sehr viele gemischte Teams aus verschiedenen Clubs bei diesem Turnier.
Ausdrücklich beglückwünschen möchten wir dabei das Kleine-Clubs-Mixteam aus Kaiserslautern und Saarbrücken, das den Einzug ins Halbfinale schaffte.
Nachdem zu Beginn u. a. per Facebook die katastrophale Anmeldelage bei Juroren bemängelt wurde, schien das doch seine Wirkung zu zeigen, so dass die Juriersituation am Ende dann akzeptabel war.

Kommen wir nun zu den Ergebnissen:
Clubtabelle nach dem Bonner Redhovencup
An der Spitze der Clubtabelle verändert sich nicht mehr viel, Hamburg verteidigt die Spitzenposition, Berlin dahinter. Die Rederei und der DC Münster tauschen den Bronze-Rang. Grundsätzlich liegt vor dem letzten Turnier der Saison in Greifswald nun der Ball im Feld der Hamburger. Sie haben die Möglichkeit, das Ding nach Hause zu holen. Sollte der DC HH aber auf den letzten Meter schwächeln, ist der Abstand noch nicht groß genug, um sicher zu sein. Gerade die BDU könnte bei ihrem traditionellen Heimspiel in Greifswald noch einmal richtig angreifen.

Abschließend das Ranking für Einzelpersonen:
Durch einige abgesagte Turniere kommt die DDL dieses Jahr doch nur auf 10 Turniere. Dadurch gehen entgegen der bisher getroffenen Annahmen doch nur drei Turniere in die Einzelwertung ein. Damit allerdings jetzt schon fest, dass Sabrina Effenberger die Maximalpunktzahl geholt hat: 90 Punkte, mehr geht nicht! Der erste Platz ist ihr damit nicht mehr zu nehmen.
Möglich wäre nur, dass Jakobus als einziger Doppel-30er in der Tabelle noch durch eine „Top of the Tab“-Platzierung gleichzieht und es einen geteilten ersten Platz gibt.

Einzelrednertabelle nach dem Redhovencup in Bonn

Alles weitere in Greifswald, es geht auf die Zielgerade!

Freitag, 2. Juni 2017

Mocca, Meta, Marburg: Der Brüder-Grimm-Cup

Der BGC ist das alljährliche DDL-Turnier kurz vor der DDM, das -- wie auch in diesem Jahr -- gerne von der Debattierszene als Übungsplattform für die bevorstehende Deutschsprachige Debattiermeisterschaft (DDM) genutzt wird.
12 OPD-Teams begaben sich auf den Weg in die kleine hessische Stadt Marburg, die viel Mittelalterflair bietet und sich pitoresk entlang der Lahn anordnet. (Merke: hessisch, nicht hässlich!)
Am Freitagabend bestand noch die Möglichkeit, sich im Marburger Café Mocca zu versammeln, die die meisten Teams auch wahrnahmen.

Am Samstagmorgen begann das Turnier dann in den Räumlichkeiten des Centrums für Nah- und Mitteloststudien (CMNS), das sehr malerisch direkt gegenüber der Marburger Elisabethkirche liegt.
Nach einem Frühstück auf dem Institutsdachboden konnte schließlich die erste Vorrunde mit einem Thema zum Eurovision Contest starten. (der am Wochenende vorher stattgefunden hatte)

Da es während der Vorrunden zu mehreren Meta-Abzügen kam (teilweise an mehr oder weniger bekannten Mitgliedern der Debattierszene), nutzte die zumindest teilweise vertretene OPD-Regelkommission die Gelegenheit zur Klarstellung: Meta ist, wenn der unvermeidlich künstliche Debattenkontext verlassen wird und dadurch der Schutzraum Debatte als solcher klar beschädigt wird. Lernen durfte man auch, dass Meta-Abzüge auch für Zwischenreden vergeben werden dürfen.

Abends bot das Organisationsteam dann zunächst ein gegrilltes Abendessen an der Lahn (#LahnParty), das in guter Marburger Tradition vollständig vegetarisch war. Die schon eingebrochene Dunkelheit vermochte, noch ein zusätzliches geschmackliches Überraschungselement hinzuzufügen. („War das gerade eine Zitrone?“)

Die sich anschließende Party mit Sprungverkündung fand in der Marburger Bar Shotz statt, die eine Mannigfaltigkeit an ihr namensgebenden Getränken im Angebot hatte. Durch das mit vier Räumen vergleichsweise kleine Debattierturnier konnte sich die Hälfte des Teilnehmendenfeldes über den Einzug ins Halbfinale freuen.

Insgesamt wieder eine gewohnt gute Organisationsleistung des Brüder-Grimm-Debattierclub Marburg, mit vielen typisch-Marburg-Elementen und einem stark besetzten Teilnehmerfeld.

Damit zu den Ergebnissen:
DDL-Clubtabelle nach dem Brüder-Grimm-Cup in Marburg




Nach langer Hegemonie an der Spitze gibt Münster nun nach zweimaliger DDL-Abstinenz die Führung in der Clubtabelle auf. Die neuen Tabellenführer kommen aus Hamburg. Berlin behauptet Platz 2. Die Unterschiede sind aber bei weitem noch nicht unaufholbar und einige Turniere stehen ja auch noch an in der DDL. Die Rederei aus Heidelberg schiebt sich etwas nach vorne, ansonsten wenig Bewegung im Mittelfeld.
DDL-Einzeltabelle nach dem BGC in Marburg
Die Zugewinne von Hamburg und Heidelberg bilden sich auch in der Tabelle der Einzelredner*innen ab, Nicolas Garz gelingt der große Sprung nach vorne, Sabrina Effenberger baut ihr beeindruckend tadelloses Debattierzeugnis aus: Auf drei Turnieren dreimal Tabellenerste, wir ziehen unseren imaginierten Hut! Da wir aktuell weiter von vier gewerteten Turnieren in der Saison ausgehen, bleibt Christoph Saß allerdings trotz kleiner Aktivitätspause weiterhin an der Tabellenspitze.

Sonntag, 16. April 2017

Von entspannter Planung und viel Essen: Die Schlossdebatten in Mannheim

Vielleicht ist es der norddeutschen Herkunft des hier schreibenden DDL-Koordinators zu verdanken, dass er bisher nicht besonders viel mit Mannheim verbunden hat: Okay, Quadratstraßen… Xavier Naidoo… Aber da hörte es dann auch auf.
Seit letztem Wochenende ist Mannheim nun (endlich) auch DDL-Standort mit den „Mannheimer Schlossdebatten“, die im malerischen Schloss Mannheim stattfanden.
Das Turnier wurde vielfach für seine gute Organisation und entspannte Atmosphäre gelobt. Schon im Vorfeld überstieg die Zahl interessierten Clubs die Zahl der verfügbaren Startplätze. Besonders positiv blieb die Verpflegung in Erinnerung, die u. a. mit Softdrinks und Fruchtsäften über das sonst übliche Mineralwasser hinausging. Zu essen gab es Pizza, Thaifood, Muffins, Crêpes und weiteres in offenbar ausreichendem Ausmaß:
Ebenfalls verteilten die Mannheimer bei der abendlichen Feier viele Getränkemarken, so dass dort kaum zusätzliche Kosten für die Teilnehmer entstanden.
Eine weitere „Innovation“ boten die Mannheimer durch ein gezieltes Verzichten auf eine große Zahl von Debattenrunden am ersten Turniertag. Während auf den meisten DDL-Turnieren mindestens vier Vorrunden am Samstag stattfinden, begnügten sich die Organisatoren in Mannheim mit drei, was in Kombination mit dem sonnigen Wetter sehr viel Wohlgefallen auslöste:
Insgesamt scheint der Debattierclub Mannheim hier vieles richtig gemacht zu haben, wovon sich andere Turniere bestimmt noch inspirieren lassen können.

Zu den Ergebnissen:

Clubtabelle nach den Mannheimer Schlossdebatten
In der Clubtabelle nehmen die Hamburger durch ihren Sieg einen Sprung nach vorne auf Platz 3. Auf den Treppchenplätzen 1 und 2 gibt es zwar keine Veränderung, dadurch allerdings, dass der DC Münster nicht nach Mannheim gefahren ist, wird es wieder sehr eng am oberen Tabellenende: Münster liegt nur noch 5 Punkte vor der BDU aus Berlin. Den Sprung in die Top 20 der Debattierclubs schaffen die beiden Frankenstädte Bamberg und Bayreuth.

Einzeltabelle nach den Mannheimer Schlossdebatten
Christoph bleibt weiterhin Tabellenführer, gefolgt von Marion und Jakobus. Momentan verschiebt sich wenig auf den Spitzenpositionen. Es gibt aber mit Lara, Gina, Julian und Johannes gleich 4 Rednerinnen und Redner, die ihre Position sehr stark verbessern, da sie nun zum ersten Mal seit einigen Turnieren wieder angetreten sind… Ob sie wohl heimlich geübt haben?

Freitag, 17. März 2017

Seemonster an der Elbe -- der Alstercup in Hamburg


Hamburg, oft und gerne als „Perle des Nordens“ bezeichnet, ist im VDCH-Land in der Vergangenheit vor allem durch die sehr regelmäßige (und sehr gute) Organisation von ZEIT DEBATTEN aufgefallen. In diesem Jahr allerdings entschied sich der DC Hamburg, den nächsten Schritt zu gehen und stattdessen ein DDL-Turnier auszurichten.
Namentlich konnte man sich aber nicht recht entscheiden zwischen dem „Seemonstercup“ und dem „Alstercup“, was auch zu zwei konkurrierenden Hashtags auf Twitter führte. Versöhnliche Alternativen wie „Alstermonstercup“ wurden nicht erwogen. Zugegebenerweise wurden Nessi und Familie bisher auch noch nicht in der Binnenalster gesichtet.
Am Freitagabend gab es noch ein geselliges Beisammensein im einem Hamburger Campus-Café, am Samstag dann das Turnier an der Hamburger Uni. Zum Frühstück gab es die für Hamburg typischen Franzbrötchen.’
Nach drei Runden sprangen zwei Teams und drei fraktionsfreie Redner direkt ins Finale, wo es einen engagierten Streit über Vereinfachung und Emotionalisierung in der Politik gab. Das Publikum durfte die besteEinzelrede der Debatte wählen.
Nach Abschluss der Turniers lud der Hamburger Debattierclub in einen Club auf der Reeperbahn, dem Partydistrikt Hamburgs. Man soll auch noch Teilnehmer am nächsten Morgen auf dem legendären Fischmarkt entdeckt haben.
Insgesamt ein wunderbarer DDL-Einstand für den DC Hamburg, wir freuen uns schon aufs nächste Jahr: Läuft!

Wie schon beim Streitkulturcup in diesem Jahr fand auch beim Alstercup die neue OPD-Punkteskala Anwendung. Für die interessierten Leser dieses Blog bieten wir auch hier eine Übersicht über die statistische Verteilung der Punkte.

Histogramm der Punkteverteilung beim Alstercup mit entsprechender Gaußkurve, siehe auch den Streitkultur-Cup

Der statistische Mittelwert der Punkte lag bei 45.0 ± 0.8 Punkten, die Standardabweichung (die die Streuung der Punkte quantifiziert) bei 5.7 ± 0.8 Punkten. Das ist damit in guter Übereinstimmung zum Streitkultur-Cup ein leicht höherer Durchschnittswert als bei der alten Eichung und eine größere Streuung.

Die Clubtabelle nach dem Hamburger Alstercup. Es dürfte nun etwa die Halbzeit der DDL-Saison erreicht sein.
An der Spitze der Clubtabelle gibt es momentan wenig Bewegung. Münster verteidigt weiter die Spitzenposition und baut langsam aber sicher den Vorsprung auf Platz 2 auf. Die BDU schiebt sich wieder auf den zweiten Platz. Der Abstand zu Münster sind 16 Punkte. Nicht unmöglich, das einzuholen, aber auch kein Kinderspiel mehr. Die BDU müsste über ihren Schatten springen und auch bei künftigen OPD-Turnieren jeweils gute Teams schicken.
Christoph Saß gewinnt das dritte DDL-Turnier in Folge. Dafür einen herzlichen Glückwunsch und chapeau!

Abschließend -- wie immer -- der Blick auf die Einzeltabelle:

Christoph weiterhin weitgehend unangefochten auf dem ersten Platz. Bei ihm werden nun aber entsprechend des DDL-Regelwerks auch nur noch die besten vier Resultate gewertet. Sabrina Effenberger beeindruckt durch zwei Turnierantritte mit jeweils Maximalpunktzahl. Wenn sie das beibehält, stehen die Chancen für sie auf den ersten Platz in der Einzelrednertabelle sehr gut.
Die in der Tabelle vertretenen Clubs sind auch bisher gut durchmischt, mit einem kleinen Übergewicht der Heidelberger Rederei in den Top 5.

Montag, 13. Februar 2017

Debattieren in Ostwestfalen-Lippe: Der OWL-Cup in Paderborn

Schon im zweiten Jahr wurde nun in Paderborn der OWL-Cup ausgerichtet. Nun mag man sich fragen: OWL? Es sieht zwar aus wie Eule, bezeichnet aber erstmal eine Region in Deutschland: Man nehme das W aus NRW, gehe in dessen Osten und nehme noch den Lippe-Kreis hinzu. Heraus kommt die Gegend in NRW, die etwa zwischen Göttingen und Osnabrück liegt. Metropolen OWLs sind Bielefeld (Gibt es das eigentlich wirklich?) und eben Paderborn.
Der OWL-Cup ist von Organisation und Ausführung her praktisch eine ZEIT DEBATTE: Die Unterbringung der Teilnehmer fand auch dieses Jahr wieder in der Jugendherberge Paderborn statt, das Finale hatte eine eigene (lokal)prominente Ehrenjury zur Ermittelung der besten Einzelredeleistung.
Für das genaue Ergebnis des Finales verweisen wir gerne auf die Kollegen von der Achten Minute. Das Turnier fand auch -- sonst bei der DDL eher unüblich -- an einer Vielzahl von Orten statt: die Vorrunden an der Paderborner Uni, das Halbfinale in der katholisch-theologischen Fakultät (dann auch noch thematisch zur Frage, ob Sexroboter verboten werden sollten: Ob das nun ironisch oder zynisch ist, mag jeder für sich entscheiden…) und das Finale schließlich im Rathaus der Stadt Paderborn. The very best of Paderborn in einem Turnier: Gefällt uns.
Obwohl kolportiert wurde, dass es kein veganes Essen auf dem OWL-Cup gab, trifft das nach DDL-Informationen nur auf einen Teil der Mahlzeiten zu, Untersuchungsausschuss allerdings erstmal nicht geplant.
Teilnehmerstimmen lobten weiter den großen personellen Aufwand („(Wo)manpower“), der betrieben wurde, um allen das Gefühl zu geben, mit potentiellen Problemen nicht allein zu sein: Z. B. durch menschliche Wegweiser zu den Debattenräumen.
Die „Debating Society Paderborn“ setzte sogar eine eigens programmierte Tabbingsoftware für OPD ein, die allerdings noch leichte Startschwierigkeiten zu haben schien.

Insgesamt also auch dieses Jahr wieder eine große organisatorische Leistung der Paderborner! Nun zu den Ergebnissen:

Die Clubtabelle der DDL nach dem OWL-Cup in Paderborn. Bewegung in allen Teilen des Feldes.

Münster verteidigt trotz geringerer Punkteausbeute durch den Start im mixed team („Gewinnt der Saß eigentlich gerade jedes Turnier?”) die Führung der DDL-Tabelle. Doch deutlich ist diese Führung nicht. Mainz, nun auf dem zweiten Rang, konnte leicht aufholen. Berlin und Heidelberg knapp dahinter. Zu diesem Zeitpunkt hat die DDL auf jeden Fall noch keinen klaren Sieger.

Zum Abschluss -- wie gewohnt -- der Blick auf die aktualisierte Einzelwertung:

Einzelrednertabelle nach dem OWL-Cup in Paderborn.

Christoph ist wieder auf der Spitzenposition, Jakobus trat in Paderborn nicht an und fällt damit auf den zweiten Platz zurück. Zur Erinnerung: Da wir von mindestens 12 Turnieren in dieser DDL-Saison ausgehen, rechnen wir mit vier gewerteten Ergebnissen. Den größten Sprung macht Sabrina, die mit glatten 30 Punkten den siebten Platz mit den beiden anderen (bisherigen) One-Hit-Wundern Willy und Lukas teilt. Insgesamt gibt es bei den Aktiveren aber bisher noch keine durchweg herausragenden oder gar enteilten Einzelleistungen. Die meisten Rednerinnen und Redner haben sowohl stärkere als auch schwächere Turniere zu verbuchen. Da freuen wir uns doch schon auf die Ergebnisse des nächsten Turniers!

Mittwoch, 1. Februar 2017

Von Geschwistern und “Umeichungen“: Der Streitkultur-Cup in Tübingen


Am 21. Januar fand auch im Jahr 2017 wieder der altehrwürdige Streitkultur-Cup in Tübingen statt.
Dass dieser nicht nur für noch nicht so lang aktive und zumeist studierende Debattierer attraktiv ist, sondern auch für inzwischen weniger aktive und schon arbeitende Debattierfreunde konnte man indiesem Jahr besonders gut sehen.
Das mag an der langen Tradition des Turnieres liegen (erster SKC laut Streitkultur-Homepage im Jahre 2003, deutschlandweit gesehen also noch „Gründerzeit“) oder an den besonders hohen Anforderungen, die an die Teilnehmenden gestellt werden (Reden ohne Notizen). Es spricht aber eindeutig für die hohe Langzeitbegeisterung, die das Debattieren bei vielen vorruft, die einmal damit angefangen haben. Insofern freut es uns auch als DDL-Koordinatoren, wenn sich am „Turnierstandort DDL-Land“ auch Turniere mit höherer Alumni-Quote herausbilden.
Die zweite bemerkenswerte Tatsache ist, dass mit dem am Ende siegreichen mixed team aus Konstanz und Münster mit Niklas und Lukas Haffert das (mindestens) zweite Geschwisterpaar nach den Brüdern Lennartz beim Cup der Göttinger Sieben 2014 bei einem DDL-Turnier antrat – und gewann. Familienbande scheinen also auch gute Teamfähigkeit zu geben. Wir freuen uns schon auf den ersten Eltern/Kind-Cup im Jahr 2040!

Eine Innovation auf dem diesjährigen SKC war die Neu-“Eichung” der Punkteskala. „Eichung“ hat dabei nichts mit dem beliebten mitteleuropäischen Buchengewächs zu tun und spielt nicht etwa auf die selbstgefühlte Wachstumsrate der Punkte eines OPD-Neueinsteigers an. Auch nicht beschäftigt es sich mit der unter Teilchenphysikern populären Yang-Mills-Theorie.
Nein – es ging dabei um die Neujustierung der Punktevergabe selbst.
Bisher konnte man die auf Turnieren übliche Punktevergabe in den einzelnen Kategorien definitiv nicht durch das Lesen des – ansonsten sehr ausführlichen – „Kommentierten Regelwerks“ lernen, sondern musste einfach an genug OPD-Turnieren teilgenommen haben, um zu wissen, dass (bei 20 möglichen) 12 Einzelrednerpunkte in einer Kategorie schon sehr viel Holz (um im Wald zu bleiben) waren. Beim SKC sollte jetzt die Einzelrednerleistung nach Schulnoten („weder geizig noch freigiebig“) bewertet werden, die dann in OPD-Punkte umgerechnet wurden.

„Wer weiß, wie Wurst und OPD-Punkte gemacht werden, der will von beidem nichts mehr wissen.“ (nicht ganz nach Bismarck)


Zweite Idee dahinter: Die Punktevergabe schwankt bisher normalerweise sehr eng um einen Mittelwert, so dass am Ende sich in der Tabelle die Teilnehmenden oftmals nur um Bruchteile eines Punktes unterscheiden. Das Schulnotensystem wäre damit nicht nur intuitiver, sondern würde auch zu mehr Skalenbreite und Differenzierungsmöglichkeit führen.

Das erste glauben wir sofort, das zweite haben wir nachgeprüft. Folgener Absatz kann von nicht-Statistikfreunden getrost ignoriert werden.

Wie viele Größen im alltäglichen (und auch nicht so alltäglichen) Leben ist die Verteilung von OPD-Punkten (zumindest bei großen Datensätzen) in guter Näherung gaußverteilt. Glaubhaft wird das beim Blick auf das weltweit größte OPD-Turnier, die DDM:
Histogramm der durchschnittlichen OPD-Einzelrednerpunkte bei der DDM 2015 in Münster. x-Achse: OPD-Punkte; y-Achse: Häufigkeit, dass eine Punktzahl im Werteintervall der violetten Blöcke lag.
Die numerisch vom Computer bestimmte beste Gauß-Kurve durch obiges Histogramm korrespondiert zu einem Mittelwert von 44,2 ± 0.4 Punkten, was damit die durchschnittliche Einzelredner-Punktzahl eines OPD-Debattierers nach bisheriger „Eichung“ wäre. Die Standardabweichung, die die verwendete Breite des Punktespektrums misst, liegt bei 3,3 ± 0,4.

Die selbe Analyse haben wir für den aktuellen SKC (mit neuer Punktevergabe) und den von 2016 durchgeführt:

Histogramm der Punkte des diesjährigen Streitkultur-Cups. Achsen: siehe oben.

Zum Vergleich der vorjährige Streitkultur-Cup mit alter Punkteskala

Bei der im Vergleich zur DDM kleineren Teilnehmerzahl ist die Verteilung nicht ganz so gut Gaussisch wie oben, eine generelle Tendenz dahin ist aber trotzdem zu erkennen. Der Mittelwert des SKC 2016 lag bei numerisch bestimmten 42.5 ± 0.6 Punkten und hatte eine Standardabweichung von 3,7 ± 0,7.
Damit liegt die Durchschnittspunktzahl leicht unterhalb der DDM.
Nun zu 2017: Mittelwert 45 ± 1, Standardabweichung 7 ± 2. Trotz des recht hohen numerischen Fehlers (Mögliche Erklärung: Noch nicht alle Teilnehmer haben nach identischen Maßstäben gepunktet) ist eine Verbreiterung des genutzten Punktespektrums zu erkennen und auch eine leichte Korrektur der mittleren Punktzahl.
Interessant wäre es, noch mehr größere Turniere nach diesem System zu bewerten, um noch ein besseres Gefühl für die Unterschiede der Bepunktung am Ende zu erhalten.

Doch nun – endlich – zu den DDL(!)-Punkten und Ergebnissen:

DDL-Clubtabelle nach dem Streitkultur-Cup: Noch ist viel Bewegung an der Spitze.

Münster kann die Führung behaupten, Freiburg und Berlin rutschen aus den Top 3. Dafür finden sich dort nun die Rederei aus Heidelberg und der DCJG aus Mainz. Tübingen weiterhin der Club mit den meisten Jurierpunkten. Noch aber ist die Münsteraner Führung nicht groß, wir erwarten noch einen spannenden Wettbewerb um das Treppchen in den kommenden Wochen.

Zum Einzelrednerranking:

Die Einzeltabelle der DDL nach dem SKC: Wir gehen diese Saison von vier gewerteten Turnieren aus.
Mit dem Abschluss des vierten Turnieres der Saison stellt sich für uns die Frage, wieviele Turniere wir für das Einzelrednerranking werten sollen. Nach Regelwerk werden mindestens drei, höchstens ein Drittel der Gesamt-Turnieranzahl gewertet. Wir gehen diese Saison von mindestens 12 Turnieren im Rahmen der DDL aus, so dass wir ab jetzt vier Turniere werten werden. Sollten es doch weniger Turniere werden, reduziert sich die Zahl der Wertungen natürlich wieder auf 3. Somit kann Jakobus seine Spitzenposition  behaupten, Christoph schiebt sich auf den zweiten Platz.
Mit diesem Turnier hat sich auch die Frauenquote in den Top 20 wieder etwas verbessert. Wir hoffen, dass dieser Trend anhalten wird!