Dennoch war es
ein gelungenes, ja wahrhaft spaßiges Turnier. Eine Blitzumfrage bei den
TeilnehmerInnen macht hierfür unter Anderem die kluge Platzierung von
Werbemitteln der Destille Heidelberg verantwortlich.
Das konnte durch unsere Recherchen allerdings im Nachhinein nicht mehr
bestätigt werden. Das angebliche Beweismittel Heidelberger Melonenschnaps konnte schlicht nicht mehr aufgefunden
werden. Wir gehen daher von einem auch ohne berauschende Substanzen
hervorragend organisierten Turnier aus.
Die von der
Chefjury, bestehend aus Willy Witthaut und Nikos Bosse, gesetzten
Vorrundenthemen (VR 1: Sollen alle politischen Ämter (z.B.
Kanzler*in,Bürgermeister*in, Minsterposten) maximal einmal von ein und
derselben Person bekleidet werden dürfen?; VR 2: Sollen armutsgefährdete
Personen nicht an medizinischen, finanziell vergüteten Studien teilnehmen dürfen,
die potentiell gesundheitsschädigend sind?; VR 3: Sollten Betreiber von
Suchmaschinen spezielle Behörden zur psychologischen Unterstützung informieren,
wenn Suchanfragen von Personen auf suizidale Absichten hinweisen?) kamen
insgesamt gut an.
Das Finale zum Thema „Sollte der Westen versuchen,
durch gezielte Undercover-Aktionen wie z.B. Sabotage, inszenierte Skandale,
aktive Unterstützung oppositioneller Gruppen, Veröffentlichung und Weitergabe
vertraulicher Dokumente an die Presse usw., das Regime Putins zu stürzen.“ gewann das Team
„Streitkultur Athene“ in der Opposition gegen die Regierung „Mainz Antoinetta“.
Damit ergibt sich in der Tabelle nunmehr folgendes Bild:
Zum besten Finalredner kürte das Publikum unverständlicher Weise einen wild
herumfuchtelnden, etwas blassen, unnatürlich großen Menschen aus Mainz, der
auch das Vorrunden-Tab anführte, hier aber namentlich – angeblich aus Angst vor
Racheakten Moskauer Agenten – nicht genannt werden möchte.
Neben vielen weiteren Gratulanten und Gratulantinnen beglückwünschte
dem Vernehmen nach auch der Präsident der Russischen Föderation, Wladimir
Putin, die Sieger aus Tübingen.
Gerüchte, das gesamte Turnier – insbesondere das Finale – sei von Mitgliedern
des russischen Auslandsgeheimdienstes „SWR“ (Служба внешней разведки
Российской Федерации; Sluschba wneschnei
raswedki) unterwandert gewesen, konnten bisher nicht bestätigt werden. Auf
Nachfrage unseres Russlandkorrespondenten Egon Adam Rümmelsberger ließ
der Kreml zunächst mitteilen, es seien keine russischen Einsatzkräfte in
Heidelberg stationiert. Spät am Dienstagabend gab Präsident Putin selbst dann in
einem Live-Interview gegenüber den Kollegen von „Russia Today Deutschland“ (http://www.rtdeutsch.com/) in akzentfreiem Deutsch
an, er habe niemals Agenten nach Heidelberg entsendet. Überhaupt sei der
Vorwurf, der SWR habe versucht, durch gezielte Undercover Aktionen, wie
beispielsweise Sabotage, inszenierte Skandale, aktive Unterstützung der
Opposition im Finale, Veröffentlichungen und Weitergabe vertraulicher Dokumente
an die Presse, usw., den Sieg der Regierung zu verhindern, seien „geradezu
lächerlich“. Falls aber einzelne Mitglieder des SWR sich dazu entschlossen
hätten, ihren wohlverdienten Sommerurlaub im schönen Heidelberg zu verbringen,
so könne er dagegen nichts machen. Russland sei immerhin ein freies Land und
das Lied „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" kenne im
russischen Geheimdienstapparat fast jeder noch aus DDR-Zeiten. Dass die
Opposition sich im Finale Durchgesetzt habe, sei nur Recht und billig. Ein
hochqualifiziertes Expertengremium habe schließlich in demokratisch lupenreiner
Weise eine Entscheidung getroffen. Der Westen möge sich doch bitte also an
seine eigenen, viel besungenen Werte halten und diese demokratische
Entscheidung akzeptieren. Zum Ende des Interviews schlug der Präsident aller
Russen auf der Welt noch versöhnliche Töne an: Er habe durch unsere Nachfrage
von der desolaten Situation russischstämmiger deutscher DebattantInnen
überhaupt erst erfahren. Zum Schutze der Minderheit in der deutschen
Debattierszene habe man bereits erste Schritte eingeleitet. Unter anderem solle
schon zur nächsten Deutschen Meisterschaft in Münster ein Hilfskonvoi mit
Blöcken, Stiften, Nahrungsmitteln und Gratisausgaben der russischen
Staatszeitung „время“ (zu
Deutsch: „Die Zeit“) das VDCH-Land erreichen.
Im Westen ergibt sich dagegen nichts Neues:
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Wenn sonst nix los ist bewegen die Koordiantoren die Tabelle halt selbst: der Dritte steigt ein, der zweite ist genau Leistungsgleich mit der ersten. |