Die Deutschsprachige Debattierliga (DDL) ist der Zusammenschluss dezentral organisierter Debattierturniere im deutschsprachigen Raum zu einem gemeinsamen ganzjährigen Wettbewerb. Gewertet werden die Leistungen von Clubs, Rednern und Juroren.
Das Regelwerk der DDL findet sich hier, Kontaktaufnahme mit den Koordinatoren Mareike Steiner und Justus Raimann ist jederzeit per E-Mail möglich.

Freitag, 18. Mai 2018

"Niemann kann so gute Turniere organisieren": Die Berliner Hauptstadtdebatten

Hiermit ist die Debattierliga auf dem neuesten Stand und berichtet über die vor kurzem stattgefundenen Hauptstadtdebatten. Habt eine schöne Fahrt nach Jena und viel Vergnügen bei der Lektüre <3

Warum fährt man nach Berlin? Sind das die veganen Döner? Die Parties? Um sich vor Ort über den BER lustig zu machen? Manche fuhren Ende April dorthin, um sich geile BPS-Debatten anzutun! Die Hauptstadtdebatten boten die perfekte Möglichkeit an, für die Debattiermeisterschaft zu trainieren und gegen viele, viiiele Berliner Teams anzutreten. Ganz Berlin (und ein Paar Teams aus anderen Städten) nahmen ihre Jutebeutel, packten sie mit Club Mate voll und machten sich auf dem Weg zur Dorotheenstraße. Ein oder zwei Sachen über verschiedene Themenfelder wollten doch alle lernen:



Worüber wurde debattiert? Ob Politiker während der Amtszeit abgewählt werden sollten, ob Opfer von Geschlechtergewalt ihre Angreifer vermöbeln sollten (als #Hashtag) und auch ob die Evangelische Kirche in Deutschland nicht mehr zeitgemäße Teile der Bibel streichen sollte. Gegen Ende des Tages stand noch zur Debatte, ob Schüler nur noch nach Anstrengung und nicht mehr nach Leistung benotet werden sollten. Euer Coordinador holte sich zwischendurch Eis, womit er eine Welle von Futterneid auslöste. Eine Kommision vom Froyo-Laden bekam er leider nicht.
Nach den vielen erschöpfenden Debatten begaben wir uns zur Bar, wo man Wizard spielen oder den nichtgeschafften Break ertränken konnte (Mit DebaBIER!). Den Abend ließen wir entspannt ausklingen und freuten uns auf ein mitreißendes Halbfinale am nächsten Tag.
Der Sonntag begann kontrovers: Auf dem Frühstückstisch war nicht nur das übliche Brot, Käse und veganer Aufstrich sichtbar; eine Packung Salami wurde gesichtet und sorgte für Aufruhr. Weniger spannend wurde es später nicht, denn kurz danach begannen die Halbfinals. Wäre eine Welt wünschenswert, in der es den sexuellen Trieb nicht gibt? Vielleicht; zumindest konnte euer Coordinador nicht das Gegenteil beweisen und flog zügig vom Halbfinale raus.

Teilnehmer der Hauptstadtdebatten. Nicht abgebildet: die 58 restlichen.

Als einziges Nichtberliner Team schaffte die Rederei den Einzug ins Finale, konnte aber den Gastgeber nicht bei der Fragestellung besiegen, ob man durch elektronische Implantate alle Erinnerungen abspeichern können sollte. Ob die Berliner die Serie “Black Mirror” besser bingewatchen können als der Rest Deutschlands, bleibt ungewiss. Immerhin verbindet uns eines: Bei großartigem Wetter, lass uns in dunkle Seminarräume gehen und gegeneinander debattieren.

(Für die Tabellen dieses Turnieres entschuldige ich mich, da zeigt sich die Technik unkooperativ. Neue werden bald hochgeladen. )


Die Teamtabelle ändert sich wenig, da Berlin die Mehrheit aller Topteams stellte. Dadurch, dass nur das beste Ergebnis pro Club zählt, bleibt die Punkteverteilung überschaubar. Die BDU klettert auf Platz eins, die Rederei wird für den DC Heidelberg langsam unangenehm und Münster sammelt auch einige Punkte; die Platzierung bleibt aber gleich.



"Lässt sich diese Frauenquote verbessern? Nun, wenn sie schon so schlecht bleibt, dann kann ich zumindest mir den ersten Platz holen", sagte Pegah und überholte Lennart Lokstein. Julian Stastny klettert auch einige Plätze hoch; da hat sein Top of the Tab schon was gebracht. Anton Leicht setzt seinen Trend fort und sammelt fleißig Punkte. Denkt daran, es zählen nur die besten drei Ergebnisse, aber bei 12 Turnieren kommt das vierte noch dazu. Noch ist nicht alles gesagt worden, das die Tabelle angeht!

Ich habe am Wochenende in einem Barockschloss über Nashornhorn diskutiert. Und du so?

Weiter geht es mit der DDL-Marathon vor der DDM. Jetzt geht es um die zweite Auflage der Mannheimer Schlossdebatten!

„What ain‘t broken, don‘t fix it“ und „Was der Hit war, kannst du doch mal wiederholen“ (oder so in etwa). Unter dem Motto richtete die Mannheim Debating Union zum zweiten Mal ihre Schlossdebatten aus, dieses Mal mit Samuel, Samuel und Gweke in der Chefjury. Euer Coordinador sprang kurzfristig als Tabmaster ein und sammelte einige Eindrücke des vermutlich entspanntesten Turniers der Saison.

Sehen wir nicht entspannt aus?

Mannheim, diese Stadt mit den komischen Adressen und Seminarräumen in Barocksälen! Der örtliche Debattierclub hat ein einfaches, aber geniales Konzept: Nur drei Vorrunden am Samstag, viiiel Pizza, chillen auf der Wiese, Katerfrühstück am Sonntag und dann Finale. Davon konnten auch dieses Jahr die Teilnehmer nicht genug haben!
Als erstes stellte sich die Frage, ob feministische Bewegungen im Westen eher die Armut von Frauen in Entwicklungsländern bekämpfen sollte. Anschließend ging es darum, ob wir uns für die Gründung eines kurdischen Staates einsetzen sollten. Euer lieber Coordinator, wie jeder gute Klischee-Debattant, abonniert zum Glück The Economist und konnte durchaus mit dem Thema etwas anfangen. Doch der Knaller kam mit der dritten Vorrunde, in der über Nashornhorn aus Nashornfarmen debattiert wurde. Dieses Thema erwischte viele Teams kalt, ermöglichte jedoch viele unterhaltsame Debatten. Das Wort „Nashornhorn“ hörten wir so oft, bis es seine Bedeutung verlor.




Der Tag verlief so entspannt, dass trotz zweierlei Probleme mit dem Tabprogramm, der Tag rechtzeitig abgeschlossen werden konnte. Dass ein prominenter Redner mit falschem Namen im Tab aufgeführt wurde, ist ein böses Gerücht um meinen guten Tabmasternamen zu beschmutzen!

Auf der Wiese mit Bier, Grill und Sonne standen und lagen die Teilnehmer glücklich und ließen sich den Break vorlesen (Eigentlich sind Debattierer recht einfach zu beglücken!). Wer noch wollte, ging abends in den Mannheimer Jungbusch und erschien am nächsten Morgen zum Katerfrühstück. Das Finalthema sorgte dafür, dass alle wach wurden und brachte dem Oppositionsteam aus Göttingen den Sieg. Alles in allem ein Turnier, das keineswegs enttäuschte und Hoffnungen auf eine dritte Auflage machte.



Von dem Turnier profitierten am stärksten die beiden Heidelberger Clubs, die ihren Abstand zur Spitze reduzieren konnten. Die Rederei, die im Finale war, überholt sogar die Mainzer, muss sich aber immer noch anstrengen um den DC Heidelberg zu überholen. Göttingen lässt sich wieder blicken und springt einige Plätze nach vorne; der Sieg kann nicht geschadet haben :) Die drei Clubs an der Spitze waren dieses Wochenende mit ihrer Platzierung ganz zufrieden und beschlossen, dabei zu bleiben.



Johannes Meiborg bleibt zwar auf dem zweiten Platz, aber durch sein Top of the Tab wird er für Lennart Lokstein gefährlich. Nach vorne gerückt ist  Viet Nguyen Hoang und neu in der Tabelle sind Anton Leicht und Tim Reitze (oder war das René?)
Wie es weiter geht erfahrt ihr gleich. Spoiler: Viele Berliner!
(Der Bericht geht online, sobald die Elektronik sich kooperativer zeigt!)

Debattiercrescendo: Was die letzten Turniere brachten

Kurz vor der DDM möchten wir die Debattierliga auf den neuesten Stand bringen und euch Lesematerial für die Fahrt nach Jena geben. Hier der erste Teil: Der Gutenberg-Cup:

Ah, der Gutenberg-Cup, dieses traditionelle Turnier des Absurden wo die Vernunft eher ein Manko ist; wo eventuell Deine-Mudda-Witze oder niedliche Katzenvideos Teil des Themas sein können. Schon seit dem Gutenberg-Cup 2016 dachte ich mir “Ein Mal in meinem Leben muss ich den Gutenberg-Cup chefjurieren”. Als ich angefragt wurde, ob ich zusammen mit The Mighty Thore den diesjährigen chefjurieren möchte, freute ich mich enorm. Die Zusammenarbeit mit Thore war unglaublich produktiv; wie unsere Casefiles es beweisen:

Abbildung 1: Unsere tollen Casefiles

Nun, auch ohne Casefiles kann man sehr produktiv sein. Die Arbeit war aber alles andere als einfach. Schon die Frage, was eigentlich eine Spaßdebatte ist, war schwer zu beantworten, geschweige denn ihre Bewertung im OPD-Schema. Wir beschlossen, dass eine Spaßdebatte nicht zwanghaft humorös sein muss, sondern dass sie einen hohen hohen Unterhaltungswert haben sollte. Dadurch, so hofften wir, würden Leute sich weniger dem Druck ausgesetzt fühlen, dass sie auf Knopfdruck witzig sein müssen.
Aber was für Themen eignen sich für eine Spaßdebatte? Die Debatten haben inhärent keinen vorhersehbaren Ablauf. Viele Themen sind witzig beim Stellen, aber nicht beim Debattieren. Themen, die alleine auf absurden Anträgen basieren, können die Opposition in einen “Langweiler”-Case drängen. Um euch die Geschichte nicht zu lang zu machen: Ich glaube wir haben es schon ganz okay gemacht ;-)

In der ersten Runde wurde das Harry-Potter-Universum zynisch auseinandergenommen und durchanalysiert. Es war auch von langen, dicken, harten Zauberstäben die Rede; wie Teenager den ganzen Sommer über nur mit ihren prächtigen Zauberstäben herumspielen bis sie Funken erzeugen. Aber das ist gut, denn dann haben sie keine Zeit um an Sex zu denken!
Runde zwei brachte eine Debatte über den inneren Konflikt Disneys: Wollen sie Leute glücklich machen, oder möglichst viel Geld verdienen? Geht die Welt unter, wenn Star Wars nicht mehr US-amerikanisch ist? Was, wenn wir eine Mauer um Disneyland bauen und die Amis dafür zahlen lassen?
Die dritte Runde brachte deutlich meer witze. Das war schon ziemlich spritzig. Ich glaube, alle waren ziemlich blau. Teilweise war es eine eiskalte Debatte über Sozialismus, Kapitalismus und die unsichtbare Flosse, die den Fischmarkt lenkt. Teilweise ging es um Fisch-Sex. Es wurde über Blasenbildung gesprochen, die Philosophen Artur Schuppenhauer und Karpf Marx, wie diese die Seevietunion beeinflusst haben und wie das Reichtum der reichen Fische zu den tieferen Schichten runtertröpfelt und den demokratischen Fischkurs beeinflusst. Man konnte gegen den Strom schwimmen oder für eine optimale Schuppenallokation plädieren. Eine solche Welle von maritimen Wortwitzen war zu 90% der Grund gewesen, weshalb ich das Thema stellen wollte.
Der Tag brachte drei entpannte Vorrunden, ein Pubquiz mit Thore selbst und die Party mit DJ Witthaut. Selbst für ein Paar Runden Schach zwischendurch gab es Zeit!

Doch am nächsten Tag sollte es weitergehen: Im Halbfinale stritten Teams über die eigentlichen Aufgaben von Geheimagenten und ob sie alle Bond Girls abschleppen dürfen als Teil ihres Jobs. Am Ende standen sich im Finale das Team aus Münster und der Rederei gegenüber. Der Streit drehte sich um die Frage, ob man Menschen, die einem Filme spoilern, verklagen dürfen sollte. Teilweise ging es um den Mord an Albus Dumbledore (oder war es aktive Sterbehilfe?), teilweise um die Bibel (Spoiler: Jesus stirbt. Spoiler 2: Er steht wieder auf!). Das Finale war hochgradig clever und witzig und selbst der Hauptjuror sagte, dies sei in seinen sechs erlebten Gutenberg-Cup-Finals das schönste gewesen.


Was erzählt uns die Tabelle? Nun, Tübingen und Münster rücken wieder nach vorne und kämpfen gegen Berlin um das Gold. Der DC Heidelberg wird damit wieder vom Treppchen geworfen, ist aber noch nicht aus dem Rennen. Der Abstand zu den hinteren Plätzen vergößert sich; noch ist nicht alles in Stein gemeißelt, aber bevor Mainz oder die Rederei über einen Ligasieg reden, werden sie Formulierungen brauchen wie "Wir müssen drei Turniere gewinnen und hoffen, dass Tübingen kein Team schickt"


Was tun die Redende? Christoph Saß lässt grüßen, und schnappt sich den dritten Platz auf Kosten von Pegah Maham. Im Trend sind auch Jakobus Jaspersen mit seinem Top of the Tab und auch, äh... Sven klettert viele Plätze hoch. Gleich sehen wir, wie sich alles weiter entwickelt.