Am 21.
Januar fand auch im Jahr 2017 wieder der altehrwürdige
Streitkultur-Cup in Tübingen statt.
Dass
dieser nicht nur für noch nicht so lang aktive und zumeist
studierende Debattierer attraktiv ist, sondern auch für inzwischen
weniger aktive und schon arbeitende Debattierfreunde konnte man
indiesem Jahr besonders gut sehen.
Das mag
an der langen Tradition des Turnieres liegen (erster SKC laut
Streitkultur-Homepage im Jahre 2003, deutschlandweit gesehen also
noch „Gründerzeit“) oder an den besonders hohen Anforderungen,
die an die Teilnehmenden gestellt werden (Reden ohne Notizen). Es
spricht aber eindeutig für die hohe Langzeitbegeisterung, die das
Debattieren bei vielen vorruft, die einmal damit angefangen haben.
Insofern freut es uns auch als DDL-Koordinatoren, wenn sich am
„Turnierstandort DDL-Land“ auch Turniere mit höherer Alumni-Quote herausbilden.
Die
zweite bemerkenswerte Tatsache ist, dass mit dem am Ende siegreichen
mixed team aus Konstanz und Münster mit Niklas und Lukas Haffert
das (mindestens) zweite Geschwisterpaar nach den Brüdern Lennartz
beim
Cup der Göttinger Sieben 2014 bei einem DDL-Turnier antrat –
und gewann. Familienbande scheinen also auch gute Teamfähigkeit zu
geben. Wir freuen uns schon auf den ersten Eltern/Kind-Cup im Jahr
2040!
Eine
Innovation auf dem diesjährigen SKC war die Neu-“Eichung” der
Punkteskala. „Eichung“ hat dabei nichts mit dem beliebten
mitteleuropäischen Buchengewächs zu tun und spielt nicht etwa auf
die selbstgefühlte Wachstumsrate der Punkte eines OPD-Neueinsteigers
an. Auch nicht beschäftigt es sich mit der unter Teilchenphysikern
populären
Yang-Mills-Theorie.
Nein –
es ging dabei um die Neujustierung der Punktevergabe selbst.
Bisher
konnte man die auf Turnieren übliche Punktevergabe in den einzelnen
Kategorien definitiv nicht durch das Lesen des – ansonsten sehr
ausführlichen – „
Kommentierten Regelwerks“ lernen, sondern
musste einfach an genug OPD-Turnieren teilgenommen haben, um zu
wissen, dass (bei 20 möglichen) 12 Einzelrednerpunkte in einer
Kategorie schon sehr viel Holz (um im Wald zu bleiben) waren. Beim
SKC sollte jetzt die Einzelrednerleistung nach Schulnoten („weder
geizig noch freigiebig“) bewertet werden, die dann in OPD-Punkte
umgerechnet wurden.
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„Wer weiß, wie Wurst und OPD-Punkte gemacht werden, der will von beidem nichts mehr wissen.“ (nicht ganz nach Bismarck) |
Zweite Idee dahinter: Die Punktevergabe schwankt
bisher normalerweise sehr eng um einen Mittelwert, so dass am Ende
sich in der Tabelle die Teilnehmenden oftmals nur um Bruchteile
eines Punktes unterscheiden. Das Schulnotensystem wäre damit nicht
nur intuitiver, sondern würde auch zu mehr Skalenbreite und
Differenzierungsmöglichkeit führen.
Das
erste glauben wir sofort, das zweite haben wir nachgeprüft. Folgener Absatz kann von nicht-Statistikfreunden getrost ignoriert werden.
Wie
viele Größen im alltäglichen (und auch nicht so alltäglichen)
Leben ist die Verteilung von OPD-Punkten (zumindest bei großen
Datensätzen) in guter Näherung gaußverteilt. Glaubhaft wird das
beim Blick auf das weltweit größte OPD-Turnier, die DDM:
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Histogramm der durchschnittlichen OPD-Einzelrednerpunkte bei der DDM 2015 in Münster. x-Achse: OPD-Punkte; y-Achse: Häufigkeit, dass eine Punktzahl im Werteintervall der violetten Blöcke lag. |
Die numerisch vom Computer bestimmte beste Gauß-Kurve durch obiges Histogramm korrespondiert zu einem Mittelwert von 44,2 ± 0.4 Punkten, was damit die durchschnittliche Einzelredner-Punktzahl eines OPD-Debattierers nach bisheriger „Eichung“ wäre. Die Standardabweichung, die die verwendete Breite des Punktespektrums misst, liegt bei 3,3 ± 0,4.
Die selbe Analyse haben wir für den aktuellen SKC (mit neuer Punktevergabe) und den von 2016 durchgeführt:
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Histogramm der Punkte des diesjährigen Streitkultur-Cups. Achsen: siehe oben. |
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Zum Vergleich der vorjährige Streitkultur-Cup mit alter Punkteskala |
Bei der im Vergleich zur DDM kleineren Teilnehmerzahl ist die Verteilung nicht ganz so gut Gaussisch wie oben, eine generelle Tendenz dahin ist aber trotzdem zu erkennen. Der Mittelwert des SKC 2016 lag bei numerisch bestimmten 42.5 ± 0.6 Punkten und hatte eine Standardabweichung von 3,7 ± 0,7.
Damit liegt die Durchschnittspunktzahl leicht unterhalb der DDM.
Nun zu 2017: Mittelwert 45 ± 1, Standardabweichung 7 ± 2. Trotz des recht hohen numerischen Fehlers (Mögliche Erklärung: Noch nicht alle Teilnehmer haben nach identischen Maßstäben gepunktet) ist eine Verbreiterung des genutzten Punktespektrums zu erkennen und auch eine leichte Korrektur der mittleren Punktzahl.
Interessant wäre es, noch mehr größere Turniere nach diesem System zu bewerten, um noch ein besseres Gefühl für die Unterschiede der Bepunktung am Ende zu erhalten.
Doch nun – endlich – zu den DDL(!)-Punkten und Ergebnissen:
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DDL-Clubtabelle nach dem Streitkultur-Cup: Noch ist viel Bewegung an der Spitze. |
Münster kann die Führung behaupten, Freiburg und Berlin rutschen aus den Top 3. Dafür finden sich dort nun die Rederei aus Heidelberg und der DCJG aus Mainz. Tübingen weiterhin der Club mit den meisten Jurierpunkten. Noch aber ist die Münsteraner Führung nicht groß, wir erwarten noch einen spannenden Wettbewerb um das Treppchen in den kommenden Wochen.
Zum Einzelrednerranking:
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Die Einzeltabelle der DDL nach dem SKC: Wir gehen diese Saison von vier gewerteten Turnieren aus. |
Mit dem Abschluss des vierten Turnieres der Saison stellt sich für uns die Frage, wieviele Turniere wir für das Einzelrednerranking werten sollen. Nach Regelwerk werden mindestens drei, höchstens ein Drittel der Gesamt-Turnieranzahl gewertet. Wir gehen diese Saison von mindestens 12 Turnieren im Rahmen der DDL aus, so dass wir ab jetzt vier Turniere werten werden. Sollten es doch weniger Turniere werden, reduziert sich die Zahl der Wertungen natürlich wieder auf 3. Somit kann Jakobus seine Spitzenposition behaupten, Christoph schiebt sich auf den zweiten Platz.
Mit diesem Turnier hat sich auch die Frauenquote in den Top 20 wieder etwas verbessert. Wir hoffen, dass dieser Trend anhalten wird!